16.11.2015 I Pressemitteilung “Ausstellung über die Proteste zur Brinkstraße 16-17 anlässlich deren Räumung vor einem Jahr”

Seit einer Woche ist der frisch sanierte Heineschuppen Ort für die ungewöhnliche Ausstellung „Fragmente einer Stadt“. Sie befasst sich mit den zwei Jahre andauernden Protesten gegen den Abriss der Brinke16-17 und den Hausbesetzungen Ende der 80er und der 90er Jahre in Greifswald. Beim Betreten der Ausstellung treffen die Besucher*innen auf an Stoffen schwebenden Texten und Bildern von vergangenen Besetzungen, Räumungen und Gegenprotesten in Greifswald. Die Liste der besetzten Häuser ist beeindruckend und frustrierend die Anzahl der vielen davon abgerissenen Häuser. Dann kommt ein Zeitsprung von über 20 Jahren und die Besucher*innen landen in der Brinkstraße 16-17 in den Jahren 2013 bis 2015. Auf einer sechs Meter langen Ausstellungswand lässt sich anhand zahlreicher Bilder, Presseartikel, alter Flyer, Texte und eines Radiointerviews nachvollziehen, wie sich die Proteste um die Brinke16-17 entwickelt haben. Daneben vermitteln zahlreiche Banner, aus den Trümmern gerettete Großbilder und eine gemütliche Sitzecke ein schemenhaftes Bild der Stimmung in der Brinkstraße aus dem letzten Jahr. Damals war die Straße von Demonstrationen, Straßenfesten, Open Air-Veranstaltungen und einem buntem Menschengewirr geprägt.

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Es waren die letzten Tage der über sechs Wochen andauernden Besetzung durch die „Brinke WG“. Aber auch zu diesem Zeitpunkt gab es noch die Hoffnung auf eine Einigung. Über zwei Jahre mühte sich die Initiative „Brinke16-17 erhalten!“ ab, Tauschgrundstücke zu finden und R. Schmidt anzubieten. Doch letzten Endes lehnte der Eigentümer alle Grundstücke und Kaufangebote ab. Auch über 1000 Unterschriften gegen den Abriss, Diskussionsrunden, Straßenfeste, ein alternativer Nutzungs- und Finanzierungsplan für das Grundstück, Demonstrationen, dutzende Treffen mit Politiker*innen und der Verwaltung und zuletzt wochenlange Mahnwachen ließen R. Schmidt kalt.

Am 20. November wurde schließlich das Schicksal des 158-jährigen Hauses besiegelt. Damals räumten 200 Polizist*innen die Besetzer*innengruppen im und auf dem Gebäude. Noch am selben Tag folgte der hastige Abriss der Hintergebäude im Auftrag des Eigentümers und Bauunternehmers R. Schmidt. Dies, obwohl sich noch Menschen im und vor dem Haus befanden, die Gas- und Stromleitung ungesichert waren und der Bioladen „Sonnenmichel“ mit seiner Ladenfläche im Erdgeschoss geöffnet hatte. Der Abriss der gesamten Brinkstr. 16-17 erfolgte dann am 02.02.2015 und war trauriger Schlusspunkt einer bunten Protestbewegung in Greifswald, die Ihresgleichen sucht. Die Geschichte dieses Protestes wurde jedoch bewahrt und ist noch bis zum 21. November von 14 bis 19 Uhr im Heineschuppen (Museumswerft, Salinenstraße 20) zu besichtigen.

Am selben Ort und zur selben Zeit lässt sich noch eine zweite interessante Ausstellung zum Thema Protestkultur besichtigen: „Ooops, da wurde wohl was übersehen – Beton im Gleisbett“ beschäftigt sich mit verschiedenen öffentlichkeitswirksamen Aktionsformen der Antiatombewegung.

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